HICT – FAQ

Was bewirkt HICT?

Kurzfristig: Bewegungsabläufe und Inhalte werden auf äußerst effiziente Weise gespeichert und sind lückenlos abrufbar.

Langfristig: Die Übungsmethode bewirkt einen Gewöhnungseffekt. Dadurch können nicht nur geübte Abläufe, sondern auch das Spiel im Allgemeinen dauerhaft konzentrierter und kontrollierter von statten gehen.

Was benötige ich dafür?

Etwas Durchhaltevermögen und Vertrauen.

Jeder kann HICT praktizieren.

Durch die ungewohnt hohe Konzentration kann diese Methode anfangs schnell ermüdend wirken. Das ist vollkommen normal und bessert sich mit zunehmender Übung. Daher ist es ratsam anfangs mit möglichst kurzen Passagen zu beginnen, um schnell erste Erfolgserlebnisse zu produzieren.

HICT erscheint durch die analytische Vorgehensweise zu Beginn ungewohnt und unkonventionell. Das investierte Vertrauen wird allerdings mit dem anschließenden Ergebnis belohnt.

Wie könnte die Anwendung von HICT an einem konkreten Beispiel aussehen?

Der generelle Ablauf der Methode besteht aus drei Schritten:

Problemstellung → verbales Kommando → Ausführung mental / real

Nehmen wir ein Xylophon-Stück, das ich auswendig spielen kann. Aber im Tempo gelingt es mir nie, alle richtigen Töne zu treffen.

So  würde eine Übungseinheit für eine Stelle am Xylophon aussehen:

1. Was ist meine Problemstellung bzw. meine konkrete Absicht?

Mir geht es zuerst einmal darum, nacheinander die richtigen Töne zu treffen.

2. Ich trainiere die Stelle auf dem visuellen Sinneskanal
A. Ich spreche das verbale Kommando laut aus

Ich spreche laut aus: “Ich sehe jede einzelne richtige Platte (Ton), bevor ich sie spiele.”

B. Ich gehe Schritt für Schritt vor: Visualisieren – Spielen

Ich beginne, indem ich die erste Platte mit den Augen anvisiere. Wenn ich mir sicher bin, dass ich sie im Fokus habe, spiele ich sie mit dem Schlägel. Jetzt gehe ich zur nächsten Platte über, visiere sie an und spiele sie, so verfahre ich weiter bis ich am Ende der gesamten Passage angelangt bin.

Jetzt wiederhole ich die Schritte A und B zweimal
3. Ich trainiere die Stelle auf dem auditiven Sinneskanal
A. Ich spreche das verbale Kommando laut aus

Ich spreche laut aus: “Ich höre jeden einzelnen richtige Ton in Gedanken, bevor ich die Platte spiele.”

B. Ich gehe Schritt für Schritt vor: In Gedanken Hören – Spielen

Ich beginne, indem ich mir den ersten Ton so klar wie möglich in Gedanken vorstelle. Wenn ich mir sicher bin, dass ich ihn im Fokus habe, spiele ich die dazugehörige Platte mit dem Schlägel. Jetzt gehe ich zur nächsten Note, höre sie vor und spiele sie anschließend, so verfahre ich weiter bis ich am Ende der gesamten Passage angelangt bin.

Jetzt wiederhole ich die Schritte A und B zweimal
4. Ich trainiere die Stelle auf dem kinästhetischen Sinneskanal
A. Ich spreche das verbale Kommando laut aus

Ich spreche laut aus: “Ich spüre in Händen und Armen, wie ich jeden einzelnen richtigen Ton spiele, bevor ich die Platte spiele.”

B. Ich gehe Schritt für Schritt vor: Körpergefühl Erzeugen – Spielen

Ich beginne, indem ich mir die das Gefühl der ersten Bewegung so klar wie möglich in Händen und Armen vorstelle. Wenn ich mir sicher bin, dass ich es spüren kann, spiele ich die dazugehörige Platte mit dem Schlägel. Jetzt gehe ich zur nächsten Note, Spüre zuerst das Körpergefühl und spiele anschließend die   Platte. So verfahre ich weiter bis ich am Ende der gesamten Passage angelangt bin.

Jetzt wiederhole ich die Schritte A und B zweimal

Was mach ich wenn ich nicht genau weiß, was mein Problem ist?
Wie finde ich eine konkrete Absicht heraus?

1. Zuerst brauche ich eine Zielvorstellung. Das Einfachste wäre zum Beispiel, alle richtigen Töne zu spielen. Aber dazu kann viel mehr gehören. Wie soll die entsprechende Stelle klingen oder ablaufen? Will ich bestimmte Saitenwechsel, Fingersätze, konkrete Rhythmen, Dynamik etc. üben? Wenn mir dies schwer fällt allein herauszufinden, kann eine Referenz z.B. eine Aufnahme oder ein Lehrer helfen.

Wichtig ist, dass ich mich pro HICT-Durchgang auf einen Parameter festlege und nur in Bezug darauf übe und die verbalen Kommandos darauf ausrichte. Je genauer ich das formulieren kann, desto besser.

Ich kann eine Passage auch mehrfach hintereinander hinsichtlich unterschiedlicher Parameter üben.

2. Danach überprüfe ich, wo ich beim Spielen von dieser Zielvorstellung abweiche (siehe “Üben mit Aufnahme“) und formuliere, was ich genau bei dieser Stelle erreichen möchte.

Dabei kann es sich um eine sehr kurze Stelle, einen Takt oder ein paar Töne, bis hin zu gesamten Abschnitten handeln.

Wie kann ich die Methode für andere Instrumente, komplexere Abschnitte oder ganz andere Tätigkeiten nutzen?

Der Ablauf der HICT-Methode bleibt prinzipiell gleich. Allerdings spielen bei jeder Disziplin die Sinne jeweils eine unterschiedlich gewichtete Rolle.

Beispielsweise ist bei der Flöte der visuelle Kanal möglicherweise maximal für das Schauen auf die Noten von Bedeutung. Da käme mehr der auditive und kinästhetische Kanal mehr zum Zug.

Es wäre auch möglich, einen Kanal komplett beim Üben auszulassen, wenn er für das Erreichen meiner Zielvorstellung ohne Bedeutung ist. Beispielsweise, kann ich mir allein über den kinästhetischen Kanal eine bestimmte Bewegung an einer bestimmten Stelle im Stück einüben, die ich für die optimale Ausführung brauche.

Nicht alle Abläufe lassen sich so entschleunigt oder gar Ton für Ton, wie am Beispiel des Xylophons praktizieren. Komplexere zusammengehörige Passage finden sich überall. Dies ist etwas schwieriger, denn es erfordert sofort simultanes mentales Ausführen und reales Spielen. Hier hilft das verbale Kommando dabei, den mentalen Fokus zu steigern. Außerdem empfiehlt es sich, den gesamten Vorgang vorher pro Sinneskanal einmal komplett mental durchzugehen und dann erst zusammen mit der realen Aktion.

Auch zum Beispiel ein Hürdenläufer wird seinen Ablauf möglicherweise nur im Zusammenhang üben können, obschon selbst hier einzelne Bewegungsabläufe langsam getrennt wiederholt werden könnten.

In diesem Fall liegt der Hauptschwerpunkt jedoch ebenfalls mehr darauf – nachdem das verbale Kommando gegeben wurde – mit voller Konzentration aktiv in der mentalen Ausführung zu bleiben, während der Körper diesem folgt.

Woran merke ich, ob es funktioniert oder wann ich aufhören soll?

Wenn ein Durchgang gut funktioniert hat, bin ich mir im Anschluss bewusst, dass ich durchgängig konzentriert war. Wenn ich mir dessen nicht sicher bin, sollte ich möglicherweise einen kürzeren Abschnitt wählen. (Vielleicht war er länger als 2 Minuten?)

Auch nutzt sich die Konzentrationsfähigkeit auf einzelnen Sinneskanälen ab und regeneriert sich in Pausen wieder. Deswegen könnte es helfen, notfalls gleich auf einen anderen Kanal zu wechseln.

Wenn ich merke, dass ich mich insgesamt nur noch schlecht konzentrieren kann, ist Zeit das Üben zu unterbrechen, in der ich die drei benutzten Sinne schone. Am besten, indem ich mich anderen Reizen aussetze (Riechen und Schmecken). Es kann auch eine kurze Schlafpause helfen.

Zwei Studenten, die diese Methode ausprobierten, erzählten mir später, dass sie nach relativ kurzer Zeit sehr müde wurden und eine Schlafpause brauchten.

Die Konzentrationsfähigkeit wird bei anhaltender Praxis stärker und die mögliche Übungszeit immer länger. Ich selbst konnte bis zu mehreren Stunden mit kürzeren Unterbrechungen so üben.

Bedeutet viel Kontrolle nicht auch Verlust von Spontaneität und Musikalität, wenn alles wie eine Maschine gespielt wird?

Bei dem Begriff “Kontrolle” geht es nur um die Kontrolle über die Ausführung – die Realisierung dessen, was ich beabsichtige zu spielen. Nichts weiter. Wenn man sich das Gehirn wie eine Schaltzentrale vorstellt, gibt es INPUT und OUTPUT.

Der OUTPUT ist die Anweisung meines Gehirns, an meinen Körper sich zu bewegen und Dinge zu tun (wie mein Instrument zu spielen). Das funktioniert am besten bei vollem Bewusstsein und ich komme dem in der mentalen Ausübung eines Vorgangs am nächsten.

Der INPUT besteht aus vielen möglichen Faktoren, auf die das Gehirn reagiert, z.B. andere Musiker im Orchester oder meine Inspiration in der Improvisation. Selbst das auswendig gelernte Stück zählt als INPUT, weil es meine Absicht repräsentiert, was ich spielen möchte. In diese Kategorie zählen auch Spontaneität und Musikalität. Sie bestimmen meine Absicht und davon lasse ich mich leiten.

Das Gehirn übersetzt diesen INPUT in Anweisungen für den Körper. Genau an dieser Stelle setzt die Kontrolle über Ausführung und Präzision ein, die durch die HICT-Methode trainiert wird.

Wenn ich voll in der mentalen Ausführung meines Instrumentes bin, während ich spiele, kann ich dann überhaupt noch auf andere Musiker hören und reagieren?

Ja. Wir sind kein Computer bei dem ein Vorgang unbeirrt abläuft. Auch die Absicht, im mentalen Spiel zu bleiben wird nie ganz zu 100% realisiert werden.

Wir werden immer äußere Reize wahrnehmen. So gehören Musiker um uns herum zum INPUT, der unsere Spielabsicht beeinflusst. Unser Gehirn kann blitzschnell und in Bruchteilen von Sekunden zwischen INPUT und OUTPUT umschalten. Es gibt daher keinen Grund sich darum Sorgen zu machen. Die Fähigkeit, konzentriert zu spielen, kann nicht stark genug ausgeprägt sein.

Ungeachtet dessen, ist es immer eine lohnenswerte Investition, das Zusammenspiel mit Anderen und das gleichzeitige Spielen und Zuhören so gut wie möglich zu trainieren.

Wie kann ich mich denn jetzt vor Blackouts schützen?

Die meisten Menschen haben einen bevorzugten Sinneskanal. Das heißt, ihr Gehirn hält sich zu einem größeren Anteil auf diesem Kanal auf.
Beim herkömmlichen Üben – ohne Isolation der Sinneskanäle – prägt man sich ein Stück auf dem Sinneskanal ein, auf dem Kanal man sich zu der Zeit gerade befindet. Das ist häufig der bevorzugte Sinn.

In der Auftrittssituation geraten wir durch Aufregung in Stress. Dabei springt unser Gehirn gern schneller zwischen den Kanälen hin- und her und beim Spiel eventuell auf einen Kanal, auf dem das Stück gerade nicht gespeichert wurde. Das kann verursachen, dass es sich plötzlich vollkommen fremd anfühlt, was es auf dem Kanal genau genommen auch ist.

Daher empfiehlt es sich komplette Stücke abschnittsweise mit der HICT-Methode zu üben. So dass die Informationen zum Musikstück auf jedem Kanal lückenlos vorhanden sind.

Beim Spielen in der Aufführungssituation gebe ich mir natürlich keine verbalen Kommandos. Aber ich kenne genau die Kanäle, auf denen ich das Stück geübt habe und kann mich gezielt darauf konzentrieren. Selbst dann, wenn einer der drei Kanäle beim Üben keine Beachtung fand.

Sollte ich immer mit HICT üben?

Die HICT-Methode ist ein Werkzeug, das den Teil des Übens und Spielens optimiert, der sich auf den OUTPUT unseres Gehirns, also die Kontrolle über die Ausführung bezieht. Was diesen Part betrifft, gibt es keinen Grund, HICT nicht zu anzuwenden, da es deutlich effizienter und ergebnisorientierter als herkömmliches Üben ist.

Ein großer Bereich des Übens ist allerdings auch die Schulung des INPUT-Teils, also die spieltechnische Kenntnisse und die Zielvorstellung über das was wir spielen wollen, zum Beispiel: Timing, Phrasierung, Artikulation, musikalischer Ausdruck im Allgemeinen, Stilistik usw.

Für Kenntnisse aller Art sind Quellen von außen hilfreich, wie ein Lehrer, Tutorials, etc. — für das Training dessen nützen Methoden wie: “Üben mit Aufnahme”, “Advanced-Click-Training